Weltbilder im Altertum


Erde




Die Erde ist der dichteste, fünftgrößte und der Sonne drittnächste Planet des Sonnensystems. Ihr Durchmesser beträgt über 12.700 Kilometer und ihr Alter etwa 4,6 Milliarden Jahre. Sie ist Heimat aller bekannten Lebewesen. Nach der vorherrschenden chemischen Beschaffenheit der Erde wird der Begriff der erdartigen (terrestrischen) oder auch erdähnlichen Planeten definiert. Das astronomische Symbol der Erde ist ♁ oder \oplus (Radkreuz).


Expansionstheorie


Die Expansionstheorie der Erde (auch Expansionshypothese genannt) ist eine gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte und besonders in den 1950er- und 1960er-Jahren diskutierte Theorie, welche die von Alfred Wegener postulierte Kontinentaldrift und das Auseinanderbrechen des Superkontinents Pangaea durch eine ständige Vergrößerung des Erdradius zu erklären versucht. Als wichtigste Vertreter gelten der deutsche Geowissenschafter Ott Christoph Hilgenberg (1896–1976), der ungarische Geophysiker Laszlo Egyed (1914–1970) und der australische Geologe Samuel Warren Carey (1911–2002).

Die Theorie wird im wissenschaftlich-akademischen Umfeld nicht mehr vertreten, seit die Plattentektonik die Bewegung der Kontinente anhand von Konvektionsströmen im Erdmantel erklären kann. Inzwischen sind exakte Vermessungen der Erde möglich. Sie zeigen, dass gegenwärtig keine Expansion stattfindet















Geb



Geb ist der Erdgott in der ägyptischen Mythologie. Er gilt als Brudergatte der Himmelsgöttin Nut sowie als Sohn vom Luftgott Schu und der Feuergöttin Tefnut als Trägerin des Sonnenauges.


Darstellung


Geb wird menschengestaltig und mit grüner Hautfarbe dargestellt. Die meisten Abbildungen zeigen ihn unter seiner Schwester und Frau Nut, manchmal aber auch stehend mit einem Stab in der linken und dem Zeichen des Lebens (Anch) in der rechten Hand sowie mit einer Gans auf dem Kopf, weswegen er auch „Großer Schnatterer“ genannt wird. Bei der Gans, mit der er assoziiert wurde, handelte es sich um die Nilgans, einem im Alten Ägypten domestizierten Entenvogel.

In der Mythologie

Mit Nut zeugte er die Götter Osiris, Isis, Seth und Nephthys. Alten Mythen zufolge zeugten Geb und Nut die Sonne und sind damit die Vorfahren aller ägyptischen Götter.

Bedeutung

Neben Aker, Tatenen und Sokar war Geb der wichtigste Erdgott. Er schenkte den Menschen Bodenschätze, bewirkte aber auch Erdbeben. Getreide und Pflanzen wachsen auf seinem Rücken. Geb war die Quelle des Wassers und alldessen was die Erde hervorbrachte und somit der Fruchtbarkeitsgott. Er regierte nach seinem Großvater Atum und Vater Schu, die sich in die himmlischen Gefilde zurückzogen. Geb, ihr Nachfolger, stand somit auch für die göttliche Rechtmäßigkeit des Königtums. Der ägyptische König (Pharao) selbst wurde „Erbe des Geb“ genannt und saß angeblich auf dem „Thron des Geb“. Er brachte auch ein Ei hervor aus dem die Vogelgottheit Benu schlüpfte.

Kultorte

Geb wurde in Heliopolis als Erbfürst und Richter oder „Vater“ der Götter verehrt. Weitere Kultorte waren Memphis und Kom Ombo. Es findet sich auch eine Darstellung des Gottes im Amun-Tempel in Hibis.

In der griechischen Mythologie

Die Griechen setzten Geb ihrem Gott Kronos gleich.



Geb in Hieroglyphen








Geb
Gb



Negaga-wer
Ng3g3-wr
Der große Schnatterer







Hieroglyphen - Gardiner Liste - D58



bw
Fuß
- als Ideogramm für „Ort, Stelle“
- als Phonogramm wird dieses Zeichen zur Wiedergabe von b verwendet





Hieroglyphen - Gardiner Liste - V30



 nb
 Korb
 Ideogramm für Korb, jeder, alle und Herr.


































Oberägypten




Oberägypten (auch Ta-schemau; assyrisch Uriṣṣu) ist die Bezeichnung für den Teil Ägyptens, der sich beiderseits des Nils vom heutigen Assuan bis in die Nähe des heutigen Atfih südlich von Kairo erstreckt. Im Alten Ägypten war es aufgeteilt in 22 Gaue, vom obersten Ta-seti-Gau bei Assuan bis zum Messergau bei Atfih, dem antiken Aphroditopolis. Der arabische Name lautet aṣ-Ṣaʿīd (‏الصعيد‎). Das Mündungsdelta des Nils ab Kairo bis zum Mittelmeer wird als Unterägypten (arabisch ‏الدلتا‎ ad-Diltā) bezeichnet.

Hintergrund

Geschichte

Menschen siedelten in Ägypten seit ca. 250.000 Jahren; sesshaft sind sie im fruchtbaren Überschwemmungsgebiet des Nils vermutlich seit ca. 25.000 Jahren. Vorläufer der prädynastischen Periode war in Oberägypten die so genannte Naqada-Kultur.

In der prädynastischen Periode der ägyptischen Geschichte (bis ca. 3100 v. Chr.) bildeten sich zunächst mit Ober- und Unterägypten zwei Königreiche, welche durch Pharao Menes zum ägyptischen Reich unter oberägyptischer Herrschaft vereinigt wurden, womit die dynastische Periode der ägyptischen Geschichte (Altes Reich) begann.

Ein weiteres Symbol für den südlichen Teil Ägyptens war die Lotus-Pflanze; das unterägyptische Gegenstück war die Papyrus-Pflanze. Die Verknüpfung beider Pflanzen durch den Nilgott Hapi oder auch durch die Götter Horus und Seth ist ein häufig dargestelltes Zeichen für die Reichseinigung.

Die weiße Krone

Der oberste Gott Oberägyptens war Seth, und das Symbol Oberägyptens war die Weiße Krone, welche bei der Reichseinigung zusammen mit der Roten Krone Unterägyptens zur Doppelkrone der Pharaonen vereinigt wurde.

Bestandteile des Herrinnen- oder Nebtinamens der ägyptischen Könige sind die Göttinnen Nechbet und Wadjet, dargestellt als Geier und Kobra. Auch sie dokumentieren gemeinsam den Doppelstaat.



 Oberägypten in Hieroglyphen



Ta-schemau
T3-šmU-A725 LATIN SMALL LETTER EGYPTOLOGICAL AIN.gifw
Schmales Land



Weiße Krone Oberägyptens in Hieroglyphen



Die weiße Krone




Unterägypten





Unterägypten (auch Ta-mehu, Ta-mehet, Qebehu; assyrisch Muṣur, Miṣir) erstreckt sich vom Mündungsdelta des Nils ab Kairo bis zum Mittelmeer.

Hintergrund

Das Delta war durch Ablagerungen des sehr fruchtbaren Nilschlammes entstanden und wurde immer von den sieben Armen des Nils durchzogen. Dadurch und durch das eher mediterrane Klima entwickelte sich eine völlig andere Flora als in Oberägypten: Große Grasflächen und Papyrusdickichte boten Lebensraum für viele Tiere wie Vögel und Rinder. Deshalb waren die ersten Bewohner auch wandernde Hirten.

Durch die Nähe zum Meer und damit zu anderen Kulturen wurde Unterägypten schon von diesen beeinflusst, bevor Oberägypten sie durch Handel kennenlernte. Unterägypten wurde bis zur Vereinigung Ägyptens meist von Herrschern fremder Länder oder von Oberägypten regiert. Unter den Pharaonen wurde es in 20 Gaue eingeteilt, die von Gaufürsten verwaltet wurden. In byzantinischer Zeit bildete Unterägypten die Provinz Arkadia und wurde von Alexandria aus verwaltet.

Etymologie

Die Bezeichnung Unterägypten unterlag keiner festen Begriffszuordnung, sondern hatte aufgrund des vielfältigen Lebensraumes mehrere Benennungen. Ta-mehu bezog sich auf die Funktion des Nildeltas, aus welchem der Nil mit mehreren Seitenarmen in das Mittelmeer mündete. In Ta-mehet ist der mythologische Bezug zum Osirismythos enthalten, wonach Isis im Papyrusdickicht den jungen Horus vor Seth versteckte.

Qebehu ist wiederum ein Epitheton für die Brutplätze im kühlenden Nildeltagewässer, wobei Qebehu auch als allgemeiner Ortsbegriff verwendet werden kann und die nördliche Region des kühlenden Wassers meint. In der Weltkammer vom Sonnenheiligtum des Niuserre erfolgt die Gleichsetzung von Qebehu mit Unterägypten im Zusammenhang der Zugvögel, die aus der kühlen Region nach Unterägypten zum Überwintern ziehen. Außerdem wird Qebehu im Nutbuch als göttliche Region des Nordhimmels und Ort des Urgewässers Nun genannt. In Nuns Schöpfungsfunktion steht Qebehu als Synonym für die Geburts- und Wiedergeburtsvorbereitung in der Sphäre, aus der alles Leben entsprang.

Die rote Krone

Die oberste Göttin Unterägyptens war Wadjet und das Symbol Unterägyptens war die Rote Krone, welche bei der Reichseinigung zusammen mit der Weißen Krone Oberägyptens zur Doppelkrone der Pharaonen vereinigt wurde.

Ein weiteres Symbol für Unterägypten ist die dort weit verbreitete Papyrus-Pflanze.


Unterägypten in Hieroglyphen


Ta-mehu
T3-mḤw
Breites Land


Ta-mehet
T3-mḤt
Land des Mündungswassers


Qebehu
QbḤw
Das (Land) der kühlenden Gewässer



Rote Krone Unterägyptens in Hieroglyphen


Die rote Krone













Reichseinigung




Die erste Reichseinigung von Ober- und Unterägypten wird zumeist Menes zugeschrieben, der als König um 2980 v. Chr. regierte. Als Gründer der 1. Dynastie in der frühdynastischen Zeit ist die Bewertung als „erster Reichseiniger“ jedoch unhistorisch, da sich bereits seine Vorgänger im Rahmen des Vereinigungsfestes als Herrscher von Ober- und Unterägypten verstanden. Die Bezeichnung von „Schemau“ für „Oberägypten“ und „Mehu“ für „Unterägypten“ ist bereits erstmals unter König Iri belegt. 

Ikonografische Darstellungen


Ikonografisch wird die Vereinigung durch die Emblempflanzen Ober- und Unterägyptens dargestellt, den Lotos und den Papyrus, die entweder von Horus und Seth oder von zwei Hapi-Figuren um die Luftröhre beziehungsweise Arterie eines Tieres gewickelt werden. Weitere Symbole der Vereinigung sind Biene und Binse sowie die Götter Wadjet und Nechbet im Königstitular.

Reichseinigung von Ober- und Unterägypten

Zeitraum

Hinsichtlich der ersten Reichseinigung der beiden Landesteile von Ober- und Unterägypten wurde öfter auf den Zeitpunkt von Menes und Narmer verwiesen, wobei noch nicht sicher geklärt ist, ob es sich bei Menes um Narmer oder Aha handelt. Als Hauptquelle dient hierbei die Narmer-Palette, wobei einige Ägyptologen das dort verwendete ikonografische Motiv vom „Schlagen des Feindes“ auf Unterägypten bezogen und Narmer als „Bezwinger des Feindes“ Oberägypten zugerechnet wird. Es bleibt jedoch unklar, ob Narmer einen Sieg über das gesamte Unterägypten oder nur über einige Regionen erzielte. Daneben ist nicht sicher geklärt, ob es sich bei Menes um die erste Reichseinigung handelte oder ob nicht schon vorher ähnliche Vereinigungen vorlagen. Außerdem ist strittig, wie die damaligen Grenzen verliefen, weshalb eine genaue Zuordnung der früheren Landesteile nicht möglich ist.

Wolfgang Helck verweist beispielsweise anhand archäologischer Funde im Zusammenhang mit dem Horusgeleit auf die Möglichkeit, dass belegte Austauschlieferungen für das Bestehen eines zentral regierten Ägyptens bereits vor Narmer sprechen. Gefäßaufschriften und Tonritzungen aus Girga, Tarchan und Abydos gehören zu den frühesten Belegen über den Warenaustausch.

Ob es sich im Rahmen des Austausches um Handelsbeziehungen handelte oder rituelle Grundlagen als Anlass dienten, kann aufgrund fehlender Textquellen nicht entschieden werden. Die meisten dieser Gefäßaufschriften sind aus schwarzer Tinte gefertigt und wurden nachträglich eingebrannt. Jochem Kahl sieht denn auch die Tauschobjekte in enger Verbindung zum Horusgeleit als symbolische Gaben des Königs, die in Kultzeremonien im Zusammenhang von Belohnungen hoher Würdenträger standen. Zwei in Naqada gefundene Bildtäfelchen legen die Verknüpfung mit Festaktivitäten während dieser Zeremonie nahe. So trat der König auf dem so genannten Menestäfelchen vor seinen Palast, um die erbrachten Lieferungen zu begutachten.

Als Begründung für frühere Annahmen von Menes als „erstem Reichseiniger“ nennt Wolfgang Helck das erstmalige Aufkommen von protokollierten Annalen. Ergänzend wurde in der Ägyptologie die Frage erörtert, ob es sich um eine friedlich oder gewaltsam herbeigeführte Reichseinigung handelt und ob es überhaupt „die eine Reichseinigung“ gab. Gegen einen einmaligen Reichseinigungsakt sprechen die Inhalte der altägyptischen Quellen, die auf einen größeren Zeitraum verweisen, in welchem zahlreiche Reichseinigungen stattfanden. Insofern lag keine zentral-einmalige Reichseinigung vor. Vielmehr vollzog sich das Zusammenwachsen beider Landesteile über mehrere Jahrhunderte und mehrere Etappen bis zum Mittleren Reich, die von zwischenzeitlichen Trennungen gekennzeichnet waren.

Vollzug der Reichseinigungen

Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Reichseinigungen nicht durch militärische Eroberungen vollzogen wurden, obwohl im Einzelfall kriegerische Auseinandersetzungen vorgekommen sind. Der beispielsweise früher öfter hergestellte Zusammenhang zwischen der Gesamtanzahl von Gefangenen unter Narmer in Verbindung mit einer militärischen Auseinandersetzung kann nicht mehr aufrechterhalten werden. Eine Heeresgröße von mehr als 100.000 Personen lässt sich im Alten Reich nicht belegen, weshalb wahrscheinlich Narmer alle Bewohner einer Region zählte und diese dann durch das Determinativ als „Rebellen“ („sbj.w“) bezeichnete; zudem lag keine Aufteilung zwischen Männern und Frauen vor. Auf dem „Keulenkopf des Narmer“ wird somit die insgesamt friedliche Übernahme einer größeren Region beschrieben, die gleichzeitig den Charakter einer Volkszählung aufweist.

Als auffällig erweist sich in der frühen Phase der Reichseinigungen die Zahl gezählter „Rebellen“ im Verhältnis zu den gleichzeitig genannten Viehbeständen. Zumeist lag dieses Verhältnis während der Prädynastik und des Alten Reiches bei etwa 1:3; im Neuen Reich erhöhte es sich auf 1:10. Die erfassten Zahlen unter Snofru stellen eine der wenigen Ausnahmen dar. Als Grundlage der genannten Zahlen dienten meistens Auflistungen von Tributleistungen, die von Regionen außerhalb des eigentlichen Kernterritoriums stammen. Die Veränderung des Zahlenverhältnisses gibt Anlass zu der Vermutung, dass in der frühen Phase der Reichseinigung größere Gebiete nach und nach zum eigentlichen Herrschaftsgebiet hinzugewonnen wurden. Als ergänzende Möglichkeit wird in diesem Zusammenhang eine Veränderung der Lebensgewohnheiten im Zuge der Sesshaftwerdung gesehen







Die drei Reichseiniger Menes, Mentuhotep II. und Ahmose I. (Ramesseum, Westwand)




in Hieroglyphen



Sema-schemau-mehu
Sm3-šmˁw-mḤw
Vereinigung von Ober- und Unterägypten























Chepre




Chepre (altägyptisch Cheper, auch Kheperâ, Chepri) ist eine altägyptische Gottheit, die den Sonnenaufgang und die Morgensonne symbolisiert.

Darstellung

Diese Gottheit wurde meist als Skarabäus, seltener auch als Mensch mit einem Skarabäus als Kopf dargestellt. Abbildungen in Gräbern, auf Särgen oder als Pektorale zeigen ihn mit ausgebreiteten Flügeln.

Bedeutung

Sein Name bedeutet „der (von selbst) entstand“, so wie die Ägypter auch glaubten, dass die Sonne jeden Morgen wieder von selbst aus der Erde entstand. Die Verbindung zum Skarabäus besteht darin, dass dieser seine Eier in eine Mistkugel legt und es scheint, dass seine Jungen wie der Urgott selbst ohne Zeugungsakt entstehen. Der Käfer schiebt die Mistkugel wie einen Ball vor sich her, so wie auf Darstellungen der Skarabäus die Sonnenscheibe am Morgen über den Horizont schiebt.
Chepre wird auch mit Auferstehungssymbolik verbunden. Außerdem ist er nur eine der drei Gestalten des Re. Harachte verkörpert die Mittagssonne und Atum die Abendsonne.























Heliozentrisches Weltbild




Das heliozentrische Weltbild (altgriechisch ἥλιος helios ‚Sonne‘ und κέντρον kentron ‚Mittelpunkt‘), auch kopernikanisches Weltbild genannt, basiert auf der Annahme, dass sich die Planeten um die Sonne bewegen. Es steht im Gegensatz zum älteren geozentrischen (ptolemäischen) Weltbild, in dem die Erde als Zentrum des Universums betrachtet wird. Der Übergang zum heliozentrischen Weltbild wird häufig auch als kopernikanische Wende bezeichnet.
Als das geozentrische und später das heliozentrische Weltbild entwickelt wurden, handelte es sich dabei um Versuche, den Aufbau des damals bekannten Universums zu beschreiben. Heute gilt die Ansicht als Weltbild für veraltet, denn die Erkenntnis, dass das Sonnensystem nur einen winzigen Teil des gesamten Universums darstellt, setzte sich erst ab dem 18. Jahrhundert durch.

Entwicklung

 

Altes Griechenland

Im 3. Jahrhundert v. Chr. kritisierte Aristoteles  die Lehre der Pythagoräer: „Im Zentrum, sagen sie (die Pythagoräer), ist Feuer und die Erde ist einer der Sterne und erzeugt Nacht und Tag, indem sie sich kreisförmig um das Zentrum bewegt.“ Die Grundlage für diese Einstufung waren die klassischen vier Elemente der Philosophie statt naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Nach Meinung der Pythagoräer war Feuer kostbarer als Erde und sollte aus diesem Grund zentral sein. Jedoch war für sie das zentrale Feuer nicht die Sonne. Die Pythagoräer glaubten, dass die Sonne zusammen mit allen anderen Himmelskörpern das zentrale Feuer umkreise. Aristoteles verwarf diese These und befürwortete das geozentrische Weltbild.
Aristarch von Samos (3. Jahrhundert v. Chr.) soll als einer der ersten ein heliozentrisches Weltbild vorgeschlagen haben, beeinflusst durch die Überlegungen von Philolaos. Indessen sind Aristarchs Schriften verloren gegangen, und die genaue Natur seiner Argumente ist nicht bekannt. Als er seine Thesen niederschrieb, wurde gerade die Größe der Erde durch Eratosthenes exakt berechnet. Aristarch selbst maß die Größe und den Abstand des Mondes und der Sonne. Während seine Berechnungen für den Mond annehmbar waren, waren die, die er für die Sonne errechnete, sehr weit von modernen Standards entfernt, aber immerhin ein ernst zu nehmender Anfang. Möglicherweise haben auch andere Wissenschaftler es für sinnvoller gehalten, dass die Erde sich bewegt, als dass die sehr große Sonne um sie kreist.
Aristarchs Originalarbeit über das heliozentrische Weltbild ist nur bekannt über Sekundärquellen; so ergibt sich die Ungewissheit hinsichtlich seiner Argumentation. Es scheint, dass er auf das Problem der stellaren Parallaxe stieß: Wenn sich die Erde über sehr große Strecken bewegt, dann sollte ein näherer Stern in seiner Eigenbewegung schneller erscheinen als ein entfernterer (wie bei nahe gelegenen im Verhältnis zu entfernten Bergen, wenn man reist). Aristarch erklärte das Ausbleiben eines solchen Effekts richtig damit, dass die Sterne sehr fern seien: Es ist nicht feststellbar, ob er meinte, dass sie sich unendlich weit entfernt befänden, oder nur so weit, dass (mit damaligen Mitteln) keine Parallaxe beobachtbar war. Die stellare Parallaxe wurde dann korrekt im 19. Jahrhundert nachgewiesen.
Aristarchs heliozentrisches Modell wurde von Archimedes im „Sandrechner“ analysiert. Der Zweck dieser Arbeit war der Nachweis, dass sehr große Zahlen (wie die Anzahl Sandkörner, die zum Füllen des Universums nötig wären) mathematisch ausgedrückt werden können und nicht vage als „unendlich“ bezeichnet werden müssen. Zu diesem Zweck nahm er das größte vorhandene Modell des Universums (das von Aristarch), um die Menge des Sandes zu errechnen, die sogar dieses Universum füllen würde. Er unterstrich, dass es mathematisch wenig sinnvoll sei, eine Beziehung herzustellen zwischen der Oberfläche einer Sphäre und ihrer Mitte, sofern diese keine Größe hat. Archimedes nahm an, dass der Abstand von Fixsternen im gleichen Verhältnis zum Durchmesser der Erdbahn steht wie diese Bahn in Beziehung zur Größe der Erde selbst. Unter diesen Bedingungen lässt sich zeigen, dass die stellare Parallaxe über die damaligen Beobachtungsfähigkeiten hinausging. Doch gibt es keinen Hinweis, ob Aristarch oder Archimedes ausdrücklich das Problem der stellaren Parallaxe ansprachen, um festzustellen, ob die Erde sich wirklich bewegte.

Indien im Mittelalter

Der indische Astronom und Mathematiker Aryabhata (476–550) schlug ein heliozentrisches Modell vor, in welchem die Erde sich um ihre eigene Achse dreht und die Umlaufzeiten der Planeten in Bezug auf eine stationäre Sonne gegeben werden. Er war der erste, der entdeckte, dass Mond und Planeten das Licht der Sonne reflektieren und die Planeten einer Umlaufbahn folgen, die um die Sonne herum führt.

Islamische Welt

Die islamische Astronomie des Mittelalters blieb bei einem geozentrischen Weltbild, entwickelte dieses aber gegenüber dem ptolemäischen System weiter. Ein Grundsatz dabei war, dass Bewegungen gleichförmig auf Kreisbahnen erfolgen, bzw. durch Zusammensetzungen von gleichförmigen Bewegungen auf Kreisbahnen beschrieben werden sollten. Insbesondere der Äquant, ein Punkt, mit dessen Hilfe in der Epizykeltheorie des Ptolemäus nichtgleichförmige Bewegungen erklärt werden sollten, wurde dabei als problematisch angesehen:

Der persische Wissenschaftler Nasir ad-Din at-Tusi (1201–1274) löste dieses und andere Probleme im ptolemäischen System durch die Entwicklung der Tusi-Paare. Durch die Kombination zweier Kreisbewegungen, wobei ein Kreis auf der Innenseite des anderen abrollt, können damit auch komplizierte Planetenbewegungen, z. B. angenäherte Ellipsenbewegungen beschrieben werden.
Der Wissenschaftler Mu’ayyad ad-Din al-Urdi (ca. 1250) entwickelte das Urdi-Lemma.
Ibn asch-Schatir (1304–1375) löste in seiner Abhandlung Kitab Nihayat as-Sulfi Tashih al-Usul die Notwendigkeit eines Äquanten auf, indem er einen zusätzlichen Epizykel einführte, was vom ptolemäischen System (in derselben Weise wie später auch Kopernikus) abwich. Ibn al-Shatir schlug ein System vor, welches approximativ geozentrisch war, nachdem trigonometrisch bewiesen worden war, dass die Erde nicht den Mittelpunkt des Universums darstellte.
Al-Urdis Verbesserungen der Epizykel wurde später im Kopernikanischen Modell benutzt, zusammen mit dem Urdi-Lemma und dem Tusi-Paar.

Europa während der Renaissance

Im Westen war die Idee eines heliozentrischen Weltbild vor Nikolaus Kopernikus durchaus bekannt, allerdings nicht in Form des späteren kopernikanischen Systems. Am bekanntesten war die antike Idee des Philolaos von Kroton, wonach alle Planeten mitsamt der Sonne um ein Zentralfeuer kreisten. Arabische Texte wurden nach dem 11. Jahrhundert in zunehmendem Maße ins Lateinische übersetzt (resultierend aus den Kreuzzügen und der Übersetzerschule von Toledo). Der später zum Kirchenlehrer erhobene Franziskaner Bonaventura von Bagnoregio referierte über ein heliozentrisches Weltbild bereits in seinen Collationes in Hexaemeron 1273 und deutete es theologisch auf Christus als die Mitte der Schöpfung. Ihm folgten in der Diskussion Nikolaus von Oresme und Nicolaus Cusanus. Für die meisten Gelehrten bot dieses Weltbild aber ein grundlegendes Problem: Sie nahmen an, wenn die Erde sich bewege und um die Sonne laufe, müssten Menschen und Gegenstände schräg fallen oder sogar in den Weltraum hinausfliegen; ein von einem Turm fallender Gegenstand würde aufgrund der Erdrotation weiter westlich auf dem Boden aufkommen. Eine Antwort darauf erforderte ein viel besseres Verständnis von Physik. Eine mathematische Beweisführung, die mit den zu dieser Zeit geläufigen Beobachtungen einigermaßen übereinstimmte, gelang erstmals Kopernikus mit seinem Werk De Revolutionibus. Mit seiner Theorie behob er das Problem der rückläufigen Planetenbewegung, indem er argumentierte, dass eine solche Bewegung nur wahrgenommen werde, jedoch nicht real sei (vgl. Scheinbare rechtläufige und rückläufige Bewegung und Epizykeltheorie). Erst im Jahr 1544 (ein Jahr nach dem Tode von Kopernikus) wurden mit der Veröffentlichung der Opera Archimedis auch Archimedes' Aussagen über die heliozentrische Sichtweise des Aristarch von Samos bekannt, was die Gegner des Kopernikus jedoch nicht daran hinderte, diesem zu unterstellen, er habe nur die Lehre Aristarchs wiederbelebt. Zu Lebzeiten von Kopernikus war jedoch nur die bis heute einzig erhaltene Schrift Aristarchs Über die Größen und Entfernungen der Sonne und des Mondes bekannt, die Aristarch in geozentrischer Sichtweise schrieb.

Religion und heliozentrisches Weltbild

Schon in der Zeit von Aristarch wurde die heliozentrische Idee als „antireligiös“ eingestuft. Dieses Thema war jedoch fast 2000 Jahre lang bedeutungslos.

Nicolaus Copernicus veröffentlichte zuerst 1507 in seinem handgeschriebenen kleinen Werk Commentariolus und 1543 endgültig in De revolutionibus orbium coelestium seine heliozentrische Auffassung. Copernicus arbeitete an letzterem bis 1530, publizierte es aber erst im Jahr seines Todes. Obwohl er ein gutes Verhältnis zur Kirche hatte und auch Papst Paul III. informiert hatte, enthielt die erschienene Auflage eine nicht unterzeichnete Einleitung von Andreas Osiander, in der steht, dass das System eine rein mathematische Hypothese sei und nicht die Wirklichkeit abbilden solle. Vielleicht hielt diese Einleitung die Debatte in Grenzen, ob Copernicus’ Arbeit ketzerisch sein könne.
Die Bezeichnung zu dieser Zeit für solch einen lediglich erfundenen Rechentrick war „Hypothese“. Die Debatten der folgenden 100 Jahre kann man nur verstehen, wenn man nachvollzieht, dass die moderne, naturwissenschaftliche Denkweise noch nicht existierte. Danach wird eine Idee durch ein Experiment entweder bestätigt oder widerlegt. Diese Sichtweise wurde jedoch erst über eine Generation später, zu Zeiten Galileo Galileis begründet. Auch Galilei selbst konnte das heliozentrische System aber nicht im streng wissenschaftlichen Sinne beweisen. Dafür waren die astronomischen Beobachtungsinstrumente seiner Zeit zu unausgereift, insbesondere gelang es Galilei, ebenso wie den alten griechischen Astronomen, nicht, eine Fixsternparallaxe (jährliche Parallaxe) nachzuweisen. Da Galilei aber, wie viele seiner Zeitgenossen, davon ausging, dass das Universum relativ klein ist und die nächsten Sterne nicht etwa Lichtjahre entfernt sind, hätte er nach seinen eigenen Prämissen eine solche Parallaxe beobachten müssen. Er machte sich deshalb nicht nur aus theologischer Perspektive, sondern auch innerhalb seines eigenen Gedankengebäudes angreifbar.
Es gab einen frühen Vorschlag unter Dominikanern, dass der Unterricht dieser Lehre verboten werden sollte, was aber nicht durchgesetzt wurde. Während des 16. Jahrhunderts äußerten sich einige Protestanten sehr nachdrücklich. Martin Luther sagte einmal:
„Es ist die Rede von einem neuen Astrologen, der beweisen möchte, dass die Erde sich anstelle des Himmels, der Sonne und des Mondes bewegt, als ob jemand in einem fahrenden Wagen oder Schiff denken könnte, dass er stehen bleibt, während die Erde und die Bäume sich bewegen. Aber das ist, wie die Sachen heutzutage sind: Wenn ein Mann gescheit sein möchte, muss er etwas Besonderes erfinden, und die Weise, wie er etwas tut, muss die beste sein! Dieser Dummkopf möchte die gesamte Kunst der Astronomie verdrehen. Jedoch hat das heilige Buch uns erklärt, dass Josua die Sonne und nicht die Erde bat, still zu stehen.“
Dies wurde im Kontext eines Gespräches und nicht in einer formalen Aussage zum Glauben berichtet.
Später jedoch fing die katholische Kirche an, das geozentrische Weltbild unnachgiebiger zu schützen. Papst Urban VIII., der die Veröffentlichung von Galileis Arbeit über die zwei Theorien der Welt genehmigt hatte, stellte sich gegen Galilei. Er soll geglaubt haben, Galilei habe ihn in seinem Dialog hinsichtlich der zwei Hauptweltsysteme in der Figur des dumm-konservativen Simplicius verspottet; doch der Beweis hierfür fehlt. Mit der Zeit wurde die katholische Kirche zum Hauptgegner der heliozentrischen Ansicht.
Das von der Kirche bevorzugte System war das von Ptolemäus gewesen, in dem die Erde die Mitte des Universums ist und alle Himmelskörper sie umkreisen. (Die katholische Unterstützung des geozentrischen Systems sollte nicht mit der Idee einer flachen Erde verwechselt werden, welche die Kirche nie stützte.) Ein geozentrischer Kompromiss war das System von Tycho Brahe, in dem die Sonne die Erde umkreist, während – wie im kopernikanischen System – die Planeten die Sonne umkreisen. Die Astronomen der Jesuiten in Rom waren diesem System gegenüber anfangs skeptisch; Clavius kommentiert, dass Tycho Brahe „die ganze Astronomie verwirrte, weil er den Mars näher als die Sonne haben möchte.“ Aber als die Kontroverse sich entwickelte und die Kirche nach 1616 härter gegen die kopernikanischen Ideen vorgingen, wählten die Jesuiten doch Tycho Brahes System; nach 1633 war der Gebrauch dieses Systems fast vorgeschrieben.

Für das Erweitern der heliozentrischen Theorie wurde Galileo Galilei für die letzten Jahre seines Lebens unter Hausarrest gesetzt.
Theologe und Pastor Thomas Schirrmacher (* 1960) argumentiert allerdings:
„Im Gegenteil zur Legende wurden Galileo und das Kopernikanische System von den Kirchenbeamten intensiv geprüft. Galileo wurde das Opfer seiner eigenen Arroganz, des Neides seiner Kollegen und der Politik des Papstes Urban VIII. Er wurde nicht der Kritik an der Bibel, sondern des Ungehorsams gegenüber dem Papst beschuldigt.“
Katholische Wissenschaftler meinen auch:
„Ich schätze, dass der Hinweis auf Ketzerei in Zusammenhang mit Galileo oder Copernicus keine allgemeine oder theologische Bedeutung hatte.“
In den formalen Anklagen der Inquisition wurde Galilei nicht der Verletzung einer päpstlichen Verordnung beschuldigt, sondern eher für seine Haltung: „…einer falschen Lehre, die durch viele unterrichtet wurde, nämlich, dass die Sonne in der Mitte der Welt unbeweglich ist und dass die Erde sich bewegt“. Während der mehrtägigen Befragung durch die Inquisition wurde Galilei am ersten Tag gefragt, welche Befehle er 1616 erhalten habe; erst am vierten Tag wurde er nach seiner kopernikanischen Überzeugung befragt. Der abschließende Urteilsspruch war: Er habe sich der „Ketzerei“ schuldig gemacht, aber es gab keine Erwähnung der Missachtung einer spezifischen Anweisung.
Kardinal Robert Bellarmin (1542–1621) selbst betrachtete das Modell Galileis als „ausgezeichnet sinnvoll“ wegen der mathematischen Einfachheit:
„Wenn es einen realen Beweis gäbe, dass die Sonne in der Mitte des Universums ist, dass die Erde sich in der dritten Sphäre befindet und dass die Sonne feststeht, aber die Erde ringsum die Sonne geht, dann sollten wir mit großer Umsicht fortfahren, wenn wir Passagen von Büchern erklären, die das Gegenteil zu unterrichten scheinen, und wir sollten eher sagen, dass wir es nicht verstanden, anstatt es als falsch zu deklarieren. Aber ich denke nicht, dass es so einen Beweis gibt, da mir bisher keiner gezeigt wurde.“
Der Kardinal wollte den Unterricht nur für den Fall verbieten, wenn sie nicht als Hypothese bezeichnet wird. 1616 erteilte er Galilei den päpstlichen Befehl, „die heliozentrische Idee nicht zu verteidigen.“ Die Dominikaner konnten sich jedoch mit ihrer Forderung durchsetzen, das heliozentrische System in jeder Hinsicht zu verbieten.
Die offizielle Opposition der Kirche zum Heliozentrismus erstreckte sich nicht auf die gesamte Astronomie. Es wurde ihr erlaubt, die Kathedralen quasi als Sonnensystemwarten zu nutzen, als gigantische Lochkameras, in denen das Bild der Sonne durch ein Loch in den Kuppel auf eine Mittagslinie projiziert wurde.
Papst Benedikt XIV. hob am 17. April 1757 den Bann gegen Werke auf, die ein heliozentrisches Weltbild vertraten. Ausgelöst wurde diese Entscheidung durch die allgemeine Anerkennung, die die Werke Isaac Newtons in der wissenschaftlichen Welt gefunden hatten. Am 11. September 1822 entschied die Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition dann, dass der Druck und die Publikation von Werken, die die Bewegung von Planeten und Sonne in Übereinstimmung mit der Auffassung der modernen Astronomen darstellten, generell erlaubt sei. Diese Entscheidung wurde kurz darauf durch Papst Pius VII. ratifiziert.

Moderne Sicht

Vom Sonnensystem zu den Galaxien

Die Schlussfolgerung, dass die heliozentrische Ansicht nicht zutreffend war, wurde in Schritten erzielt. Dass die Sonne nicht die Mitte des Universums, aber einer von unzählbaren Sternen war, wurde stark vom Philosophen Giordano Bruno befürwortet. Galilei war der gleichen Ansicht, sagte aber zu dieser Angelegenheit sehr wenig, wahrscheinlich aus Angst vor dem Zorn der Kirche. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts wurde der Status der Sonne als ein Stern unter vielen in zunehmendem Maße offensichtlich, im 20. Jahrhundert, noch vor der Entdeckung, dass es viele Galaxien gibt, war dies bereits einhellige Meinung.

Rechengenauigkeit im Sonnensystem

Selbst wenn die Diskussion auf das Solarsystem begrenzt wird, steht die Sonne nicht in der geometrischen Mitte der Planetenbahnen. Auch die Planeten ziehen sich in einem sehr geringen Maße gegenseitig an und verursachen dadurch gegenseitige Bahnstörungen. Die Massen dieser Himmelskörper sind zwar bei weitem kleiner als die Masse der Sonne (zum Beispiel besitzt der Jupiter als größter Planet im Sonnensystem nur 0,14 Prozent der Masse der Sonne), verursachen aber eine Verlagerung des gemeinsamen Massenschwerpunkts (Baryzentrum) aus dem Mittelpunkt der Sonne. Infolgedessen bewegen sich die Planeten auf ihren elliptischen Bahnen nur ungefähr „um die Sonne“, präzise formuliert jedoch – wie auch die Sonne selbst – um das Baryzentrum des Sonnensystems. Diese Effekte können heute durch störungstheoretische Ansätze oder exakte numerische Verfahren mit hoher Präzision berechnet werden. Die Baryzentrischen Referenzsysteme bilden heute sowohl die Grundlage der gesamten Himmelsmechanik im Sonnensystem (etwa der Variations Séculaires des Orbites Planétaires, aktuell VSOP2002), wie auch für die Zeitrechnung (Baryzentrische Dynamische Zeit TDB, bzw. seit 1991 Baryzentrische Koordinatenzeit TCB).

Relativitätsprinzip

Das Relativitätsprinzip, das heute im Rahmen der Relativitätstheorie etabliert ist, geht davon aus, dass es prinzipiell keinen Punkt gibt, der vor anderen ausgezeichnet ist. Daher wird das heliozentrische Weltbild kaum mehr für kosmologische Anschauungen herangezogen, sondern ist – wie ursprünglich von Copernicus vorgesehen und dann von Kepler ausgeführt, um die Epizykeltheorie zu ersetzen – rein rechentechnischer Natur: Die Formelsätze für die Bewegungsgleichungen der Himmelskörper des Sonnensystems sind in ihrer heliozentrischen Fassung wesentlich leichter zu handhaben, als dies aus einem in Bezug zur Sonne rotierenden Bezugssystem möglich wäre, wie ihn etwa der Erdmittelpunkt mit einem erdfesten Koordinatensystem darstellt (geozentrischer Standpunkt) oder gar ein Punkt der Erdoberfläche (topozentrischer Standpunkt). In diesem Zusammenhang werden dann die Adjektive „geozentrisch“ oder „heliozentrisch“ verwendet, doch hat eine solche Wahl von Koordinaten keine philosophische oder physikalische Bedeutung mehr.
Fred Hoyle schrieb:
„Die Beziehung der zwei Systeme (Geozentrismus und Heliozentrismus) ist reduziert auf die bloße Umwandlung der Koordinaten, und es ist die Hauptlehre von Einsteins Theorie, dass alle Möglichkeiten, die Welt zu betrachten, vom physikalischen Gesichtspunkt aus völlig äquivalent sind, sofern sie miteinander über eine Koordinatenumwandlung verbunden sind.“
Weiterführende Informationen hierzu gibt der Abschnitt Relativitätsprinzip im Artikel Allgemeine Relativitätstheorie.






Schematischer Vergleich: Geozentrisches (oben) und heliozentrisches Weltbild (unten)